Mission | VALERIA ASSOCIATION

Mission

Die Valeria Association setzt sich dafür ein, dass:

  • [+] das Wissen über das Bestehen und die Heilungsmöglichkeiten von verwaisten Krankheiten gefördert wird.

    Valeria hat eine Mutation auf dem KCNT1 Gen. Um ganz genau zu sein, an der Stelle c.1421 des Gens KCNT1 steht bei Valeria anstelle eines A ein G. Das menschliche Genom besitzt etwa 3 Milliarden Basenpaare A, G, C und T. Wir alle haben spontane Mutationen, wie oben beschrieben. Doch die Meisten bleiben unbemerkt und haben keinen Einfluss auf unsere Entwicklung. Nur einige davon sind die Ursache schwerwiegender Krankheiten, wie jene von Valeria.

    Neuropädiater in Kinderspitälern haben bis dato in solchen Fällen die Diagnose von Epilepsie gestellt. Entsprechend wird versucht mit Antiepileptika die Krämpfe zu reduzieren, obwohl die Krämpfe nicht die Ursache, sondern nur ein Symptom sind. Zählt man all diese "sehr seltenen" Mutationen mit schweren Folgen zusammen, sind Millionen von Menschen weltweit davon betroffen. Die Grundlage einer Mutation ist bei allen gleich, das Gen und dessen Basenpaare. Wenn also nicht jede einzelne Mutation betrachtet würde, sondern deren Ursprung das Gen, wären all diese Erkrankungen zusammen nicht mehr «sehr selten». Es gibt mehr als 7000 seltene Krankheiten. Insgesamt sind mehr als 300 Millionen Menschen weltweit von seltenen Krankheiten betroffen. 80% dieser seltenen Krankheiten sind genetisch bedingt und zudem oft chronisch und lebensbedrohend. Dies ist ein wichtiger Grund, weshalb wir uns alle dafür interessieren sollten. Dadurch können wir bewirken, dass sich das Leben der Betroffenen drastisch verändern wird.

    "Seltene Krankheiten" oder "ganz seltenen Krankheiten" sind schlechte Begriffe. Sie schaffen schaffen mehrere Probleme. Die Menschen gehen davon aus, dass ihnen das nicht passieren wird und wir priorisieren diese Themen unterhalb anderer Themen. Wir wollen die Menschen deshalb darüber aufklären, wie verbreitet diese Krankheiten sind!

     

  • [+] die Forschung in der Behandlung verwaister Krankheiten vorangetrieben wird.

    Hierbei geht es u.a. um die bahnbrechende Technologie der Antisense-Oligonukleotide (ASO). Der grosse Unterschied zu herkömmlichen Verfahren ist, dass bei dieser revolutionären Technologie nicht die Symptombekämpfung das Ziel ist, sondern die Behebung der Ursache. Das heisst, anstatt wie bei herkömmlichen Medikamenten die Hemmung der Funktion von Proteinen beabsichtigt wird, verhindern Antisense-Oligonukleotide durch Bindung an die mRNA bereits die Bildung des Proteins.

    Je mehr Erfahrung und Daten mit dieser neuen Technologie gesammelt werden, desto einfacher und schneller können diese Prozesse künftig ablaufen. Das Designen und Herstellen eines Oligos muss nicht jedes Mal neu «erfunden» werden. Wenn der ASO-Ansatz der Richtige ist, sind die Abläufe gleich, unabhängig von der Genmutation. Die Vereinheitlichung verschiedener Schritte, wie z. B. das Bewilligungsverfahren durch Zulassungsbehörden und damit verbundene Testverfahren, sollten zur Folge haben, dass Abläufe verkürzt und günstiger werden.

    Man stelle sich nur einmal vor, dass vor wenigen Jahren ein WGS – Whole Genum Sequencing – die Sequenzierung eines ganzen menschlichen Genoms noch eine Milliarde Franken gekostet und mehrere Jahre gedauert hat. Heute dauert ein WGS eine Woche und kostet CHF 4'000.- (Tendenz weiter sinkend).

  • [+] Erfahrungsaustausch von Betroffenen ermöglicht wird.

    Alexandra und Mario Schenkel sind auf verschiedene Eltern gestossen, deren Kinder ebenfalls an verwaisten Krankheiten leiden. Eltern versuchen immer das Beste für ihre Kinder zu machen und wissen meist auch ganz genau, was ihnen gut tut. Durch diese Kontakte konnten bereits mehrfach Eltern miteinander in Verbindung gebracht werden, deren Kinder die gleiche Erkrankung hatten. Dies ermöglicht einen sehr spezifischen und wertvollen Erfahrungsaustausch.

  • [+] Fachleute sowie Wissenschaftler/–innen vernetzt werden.

    Es zeigt sich, dass es viel Zeit benötigt alle Leute die das nötige Know-how haben, zu finden und diese zusammen zu bringen. Eltern von Kindern mit verwaisten Krankheiten wissen, dass Zeit das kostbarste Gut ist. Der Prozess der Zusammenführung der richtigen Personen, Universitäten oder Institutionen, bis das benötigte Medikament zur Verfügung steht, muss schneller und einfacher werden.

  • [+] Geld für Forschungsprojekte gesammelt wird.

    Eltern die solch schwere Schicksale zu tragen haben, wird nebst der unglaublich grossen Belastung, eine zusätzlich schier unmögliche «Herkulesaufgabe» aufgebürdet. Sie müssen sehr viel Geld selbst aufbringen.

    Mit einer intensiven Planung über mehrere Wochen, unglaublichem Engagement und Unterstützung seitens Familie und Freunde, haben Alexandra und Mario Schenkel Mitte Mai 2019 eine Crowdfundig-Kampagne gestartet. Sie erlebten eine riesige Solidaritätswelle und durften sich über einen riesigen Spendenerfolg freuen. Diesen Erfolg hatten sie nur aufgrund der grossartigen Unterstützung von Familie und Freunde erreicht.

    Es kann nicht sein, dass betroffene Familien ebenfalls diesen Weg gehen müssen. Es braucht hier die Unterstützung von Stiftungen und Menschen, die Teil sein wollen von etwas Revolutionärem. Helfen Sie auch? 

  • [+] Therapien ermöglicht werden.

    Mit Hilfe von verschiedenen Spezialisten wurde ein Programm zusammengestellt zur Entwicklung eines Medikaments basierend auf dem ASO-Ansatz.

«Die Entwicklung von Medikamenten für verwaiste Krankheiten ist eine Herausforderung. Der "one size fits all" Ansatz für die Arzneimittelentwicklung greift hier nicht. Deshalb interessiert sich die Pharmaindustrie nicht für das Problem der genetisch bedingten verwaisten Krankheiten.»  sagt Mario Schenkel, Vater von Valeria und Vorstandsmitglied der Valeria Association.

"Seltene Krankheiten" oder "ganz seltenen Krankheiten" sind schlechte Begriffe. Diese führen zu Missverständnissen. Die Menschen gehen davon aus, dass ihnen das nicht passieren wird und wir priorisieren diese Themen unterhalb anderer Themen. Wir wollen die Menschen deshalb darüber aufklären, wie verbreitet diese Krankheiten sind! Dass in diesem Bereich mehr Forschung betrieben wird, ist längst überfällig. Es ist unsere Absicht die Pharmaindustrie und die Behörden mit unserem Engagement zu einem Umdenken zu bringen" fügt Alexandra Schenkel, Mutter von Valeria und Vorstandsmitglied der Valeria Association, hinzu.

Unsere Forschung und unser Ziel

Wir entwickelten zusammen mit zwei Teams an der Harvard Medical School und an der Yale School of Medicine ein Medikament nach dem Antisense-Oligonukleotid (ASO)-Ansatz, um die de novo Mutation auf dem KCNT1 Gen zu unterdrücken. Das ASO resp. das Medikament wurde nach Valeria benannt - Valeriasen. Diese Therapieform gibt den Betroffenen die Chance auf Entwicklung in ihrem Leben. Wir sind nun daran bessere Tests zu entwickeln, welche sowohl unsere ASO-Kandidaten sicherer machen sollen, aber auch dazu dienen werden Valeriasen 2.0 [eine Gentherapie (einmalige Verabreichung) gegen Mutationen auf dem KCNT1 Gen] bezüglich Wirksamkeit und Sicherheit testen zu können. Mit unserem Engagement und der bisherigen Forschungsarbeit setzen wir uns dafür ein, dass in Zukunft auch weitere Genmutationen mit diesem Ansatz behandelt werden können.

Was passiert beim Antisense-Oligonukleotid (ASO)-Ansatz?

Beim Antisense-Oligonukleotid (ASO)-Ansatz wird ein Teilchen bestehend aus Basen (entgegengesetzte Basenpaare - "Antisense") hergestellt, das an die vom Gen gebildete mRNA binden kann. Das Teilchen führt dazu, dass die mRNA deaktiviert bzw. das Gen ausgeschaltet wird und somit die Produktion des veränderten Proteins gestoppt wird. Mit dieser revolutionären Technologie wird das Problem an der Wurzel gepackt. Das heisst, es wird die Ursache des Problems gelöst und nicht nur die Symptome bekämpft, wie dies bei herkömmlichen Verfahren gemacht wird. Mit andern Worten wird bei herkömmlichen Medikamenten die Hemmung der Funktion von Proteinen beabsichtigt, wobei Antisense-Oligonukleotide durch Bindung an die mRNA bereits die Bildung des Proteins verhindern.

Weg der Medikamentenentwicklung nach dem ASO-Ansatz

Nachfolgende Darstellung zeigt die einzelnen Schritte auf, welche benötigt werden bis das Medikament Valeria verabreicht werden kann.

Gensequenzierung.

Als noch nicht bekannt war, woran Valeria leidet, wurde im Rahmen des Ausschlussverfahrens eine Gensequenzierung gemacht. Dabei wurde das gesamte Genom von Valeria untersucht. Durch dieses Verfahren konnte die Mutation, welche Valeria auf dem KCNT1 Gen trägt, gefunden werden. An der Stelle c.1421 des Gens KCNT1 steht bei Valeria anstelle der Base A die Base G.


4 Wochen

erledigt
Wirkung der Mutation.

Je nach Art der Mutation ist die Wirkung eine Andere. Bei Valeria ist es so, dass aufgrund der falschen Base eine andere Aminosäure entsteht. Da Aminosäuren die Bausteine von Eiweissen sind, entsteht also ein verändertes Protein.


4 Wochen

erledigt
Valerias Zellen aufbereiten für die Testung des Medikaments.

Damit das für Valeria hergestellte Medikament an ihren Zellen getestet werden kann, werden Valerias Hautzellen zu Stammzellen und diese wiederum zu Nervenzellen herankultiviert. Dieses Verfahren ist schwierig und zeitaufwendig.


4-6 Monate

erledigt
Medikament designen und aufbereiten.

Das Medikament wird designet und so aufbereitet, dass dies als «Gegenstück» zur Genmutation im Körper funktioniert.


3-4 Wochen

erledigt
Überprüfung der Wirkung des Medikaments an Versuchszellen.

Die hergestellten ASO-Prototypen werden an einfacheren Zellen getestet und deren Wirkung untersucht. Die Hypothese lautet, je besser der ASO-Prototyp, desto geringer die Herstellung des verändertes Protein bzw. desto weniger Kalium strömt in die Nervenzellen ein.

Ebenfalls Teil der Überprüfung ist es herauszufinden, welcher ASO-Prototyp auch bei geringer Dosierung gute Ergebnisse erzielt. Die gewonnenen Daten werden in einer concentration–response curve (CRC) aufgezeigt.


6-8 Wochen

erledigt
Überprüfung der Wirkung des Medikaments an Valerias Nervenzellen.

Die besten ASO-Prototypen, welche in den vorangegangenen Tests am besten abgeschlossen haben, werden nun an Valerias Nervenzellen getestet. Durch den geringeren Kaliumeinstrom verändert sich die elektrische Spannung der Nervenzelle. Dies ist ebenfalls ein wichtiger Faktor und ist mitentscheidend bei der Auswahl des besten ASO-Prototypen.


6-8 Wochen

erledigt
Herstellung des Medikaments.

In diesem Schritt wird nun entschieden, welcher ASO-Prototyp als Bester hervorgeht aus den durchgeführten Tests. Das ASO wird in derart reiner Form «clinical grade» hergestellt, dass es im menschlichen Körper verträglich ist.


10-12 Wochen (läuft parallel zu anderen Schritten)

erledigt
Sicherheitstests.

Damit möglichst alle Gefahren ausgeschlossen werden können, wird das hergestellte Medikament, bevor es Valeria verabreicht wird, noch diversen Sicherheitsprüfungen in anderen Organismen unterzogen. Dieser Schritt wird von der amerikanischen Zulassungsbehörde «Food and Drug Administration» (FDA) vorausgesetzt.


8-10 Wochen (läuft parallel zu anderen Schritten)

erledigt
FDA Bewilligung.

Für die Medikamentenverabreichung braucht es vom FDA eine 1-Patienten-Bewilligung (n of 1).


2 Wochen

erledigt
Start der Behandlung.

Da es sich um ein neues Medikament handelt und noch keine Daten vorhanden sind, wie hoch die Dosis des verabreichten Medikaments sein muss, wird mit ganz kleinen Dosen gestartet. Bis die Zieldosis erreicht ist, wird es mehrere Monate dauern. Das Medikament wird mit einer Injektion ins Rückenmark verabreicht, da die ASO direkt im Zentralnervensystem wirken müssen. Dies ist die übliche Verabreichungsmethode, welche auch bei anderen vergleichbaren Medikamenten, wie Spinraza, angewendet wird.


Sept 2020

erfolgt